Was bisher geschah ...
Vergangene Veranstaltungen im RothenburgMuseum
Im Rahmen der Sektion „Wiederaneignung“ der Themenausstellung „Pittoresk! Selbstbild – Fremdbild – Wiederaneignung“ werden noch bis zum 6. November 2022 zwanzig Stadtansichten Rothenburg ob der Taubers gezeigt werden.
„Wiederaneignung“ ist programmatisch zu verstehen. Hier werden gegenwärtige Wahrnehmungen Rothenburgs verhandelt und absichtlich den vielfach romantisierenden Darstellungen aus dem 19. Jahrhundert gegenübergestellt. Spannungsvoll ist hier die Konfrontation mit den dank massenweiser Reproduktion ins Kitschige abdriftenden Hauptmotiven der Stadt wie Plönlein, Markusturm und Klingentorturm. Takeyamas in kräftigem Farbauftrag wiedergegebenen Ansichten Rothenburgs setzen sich von jedem Klischee ab. Die Motivik changiert zwischen Traumbildern, an Märchen gemahnenden Sujets (Tiermotive wie Schlange und Pfau) und spezifisch japanischen Perspektivwechseln.
Nach den Wiederaneignungsausstellungen von dem Fotografen Willi Pfitzinger, der Montessori-Schule, des Künstlerbunds unter dem Begriff des Grotesken und dem Fotoclub Rothenburg e.V. stellen Takeyamas Gemälde einen bekannte Motive expressiv verfremdenden Zugriff auf die Tauberstadt dar.
Eiichi Takeyama, geboren 1937 in Asakusa (Tokio, Japan), arbeitet seit 1994 als bildender Künstler in Rothenburg ob der Tauber. Er ist Mitglied der „Japan Artist Association“ und der „International Professional Artist“ sowie des „Rothenburger Künstlerbundes“, seine Werke wurden u.a. regelmäßig in München, Düsseldorf, Tokio und Rothenburg odT ausgestellt – im Rothenburger Kulturleben darf er als Künstler mit internationaler Ausstrahlung bezeichnet werden.
Im Museum liegt eine Liste aus zu den Werken, die käuflich erworben werden können. Nähere Infos dazu: info@takeyama.rothenburg.de
„Rothenburg ob der Tauber in London“ lautet der Name der Sonderausstellung im RothenburgMuseum, die ab 19. September 2020 einen bislang noch völlig unbekannten Aspekt der internationalen Ausstrahlung Rothenburgs beleuchtet. Vor dem Ersten Weltkrieg diente Rothenburg ob der Tauber namhaften Architekten und Stadtplanern als Musterbeispiel einer organisch gewachsenen, in seinen Bauensembles harmonisch gefügten Mittelalterstadt. Gegen die Reißbrettplanungen moderner Städte mit ihren planen Straßenverläufen und auf ökonomische Effizienz getrimmten Wohnquartieren plädierten Stadtplaner wie der Österreicher Camillo Sitte (1843 – 1903) für eine „malerische“, das menschliche Maß achtende Stadtarchitektur. Sittes „Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen“ (1889) räumte u.a. Rothenburg odT die Rolle eines prominenten Beispiels ein. Kurz nach dem Brexit, dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zum 1. Februar 2020, wirft die Ausstellung zudem einen Blick auf die engen Verbindungen zwischen dem deutschen Kaiserreich und dem britischen Empire vor dem Ersten Weltkrieg – hier auf der fachlichen Ebene der Architekten. Der nationenübergreifende Austausch wird zum bereichernden Element.
Die Stadt Rothenburg ob der Tauber wurde in der Architektenszene als Musterbeispiel des malerischen (pittoresken) Architekturstils rezipiert und fand so auch Eingang in Diskussionen der englischen und deutschen Gartenstadtbewegung. Die Planer und Architekten der Gartenstadt Hampstead Garden Suburb in Nord-London (ab 1907) übernahmen von Rothenburg ob der Tauber nicht allein einzelne Architekturmotive wie Dachformen, Laubengänge und Treppenaufgänge, sondern bauten auch die Stadtmauer als „Great Wall with its Germanic Towers“ als Abgrenzung von der Hampstead Heath quasi analog zum Taubertal nach. Ebenso fanden Motive Rothenburgs auch Eingang in Richard Riemerschmids Bauten „Am Grünen Zipfel“ in der ersten deutschen Gartenstadt Hellerau bei Dresden (ab 1909). Vor dem Ersten Weltkrieg wird Rothenburg ob der Tauber in der Architekturdiskussion fassbar als Beispiel einer pittoresken Moderne im klaren Gegensatz zur späteren Bauhaus-Moderne. Doch so wie die Bauhaus-Moderne sich bis ins 21. Jh. weiterentwickelt hat, so hat auch der malerische Architekturstil neue Ausprägungen erfahren (bspw. Frank O. Gehry, Daniel Libeskind) und die Idee der Gartenstädte darf angesichts der Unwirtlichkeit mancher Städte gleichfalls neue Bedeutung beanspruchen.
Pittoresk: Rothenburg als Landschaftsgarten – Die Themenjahre 2021 und 2022
Rothenburg ob der Tauber ist weltbekannt für seine mauerumgürtete, mittelalterliche Altstadt. Im Schnittpunkt von Romantischer Straße und Burgenstraße gelegen, zählt es im süddeutschen Raum zu den absoluten „Must See“-Orten. Käthe Wohlfahrts Weihnachtsdorf, der Rothenburger Nachtwächter, das historische Volksschauspiel „Der Meistertrunk“ sowie das Mittelalterliche Kriminalmuseum tragen viel zu dieser Ausnahmestellung bei. Das sollte doch reichen – warum also noch „Rothenburg als Landschaftsgarten“? „Rothenburg als Landschaftsgarten“ wirft einen neuen Blick auf die Mittelalterstadt: Einen Blick der Künstler, konkret: der Maler, Schriftsteller, Architekten und sogar Städteplaner – einen malerischen, ja pittoresken Blick.
Die Themenjahre 2021 und 2022 würdigen erstmals die landschaftlichen Qualitäten Rothenburgs und zeigen auf, wie viele grüne Oasen der Ruhe innerhalb und außerhalb der Stadtmauer existieren. Neben dem Burggarten, dem Klostergarten, der Rothenburger Riviera „An der Eich“, dem Landschaftspark des Wildbads und Leyks Lotos-Garten warten acht Privatgärten darauf, entdeckt zu werden. Eine 24seitige Broschüre stellt diese Rothenburger Gartenparadiese ausführlich vor und erklärt, wie sie besucht werden können (kostenfrei beziehbar unter garten@rothenburg.de).
»Rothenburg in London – Einflüsse auf die Gartenstadtbewegung?« Sonderausstellung 2020 – 2022 im Refektorium des RothenburgMuseums. Ausstellungsdauer: 19. September 2020 bis 28. September 2022. Öffnungszeiten: Januar bis März 13:00 – 16:00 Uhr, April bis Oktober 9:30 – 17:30 Uhr, November bis Dezember 13:00 – 16:00 Uhr, während des Weihnachtsmarkts 10:00 – 16:00 Uhr. Eintrittspreise: Erwachsene 5 €; Gruppen ab 10 Personen (p. P.) 4 €.
07.05. – 29.05.2022 : Im Monat Mai zeigt sich der Rothenburger Klostergarten von seiner künstlerischen Seite mit der partizipativen Sonderausstellung »Pittoresk! In situ!« der Montessori-Schule Rothenburg-Neusitz. Die Jahrgangsstufe 9 behandelte in diesem Schuljahr im Kunstunterricht unter Leitung von Kunstlehrerin Claudia Hädicke unter anderem die Themen »Abstraktion« und »Figuren im Raum«. In Anlehnung an die Werke des britischen Künstlers Antony Gormley, welcher sich unter anderem durch seine Installation »Angel of the North« bei Gateshead in Nordengland einen Namen machte, vermaßen sich die Schüler gegenseitig. Mithilfe dieser Maße wurden im Anschluss 5 lebensgroße, abstrahierte Holzfiguren erschaffen, welche ab dem 7. Mai im Rothenburger Klostergarten zu sehen sein werden. Dieser ist täglich von 9 – 19 Uhr geöffnet.
20.06.2021 – 30.09.2021
Ab dem 20.06.2021 wird die Montessorischule Neusitz-Rothenburg, bezugnehmend auf das Thema „Pittoreskes Rothenburg“ Werke der Jahrgangsstufen 4 und 5 ausstellen. Kunstlehrerin Claudia Hädicke hat ganz bewusst auf weitere Vorgaben verzichtet und die Schüler ermuntert, innerhalb des Sujets mit verschiedensten Medien und Formen zu experimentieren. So sind spannende Collagen, interessante Installationen und staunenswert professionelle Fotografien mit Camera Obscura und ViewFinder entstanden.
Das Reichsstadtmuseum ist um eine Attraktion reicher: fast 300 romantische Ölbilder und Aquarelle, Zeichnungen, präzise Kupferstiche und Radierungen mit Motiven aus dem Taubertal. Eine Schenkung hat diesen bedeutenden Zuwachs der städtischen Sammlungen ermöglicht.
Klaus Berge, ehemaliger Geschäftsmann aus Frankfurt am Main, genießt schon seit langem die Idylle der Tauberregion und sammelte seit Jahrzehnten historische Ansichten von Wettringen bis Wertheim. Der Wunsch, seine bedeutende Kollektion möge auch in Zukunft unzerteilt weiter sichtbar bleiben, bewog ihn letztlich zur Übergabe an das Rothenburger Museum.
In der jetzt gezeigten Sonderausstellungen sind die Zimelien dieser Sammeltätigkeit zu sehen: sehr schön altkolorierte Lithographien von Gustav Kraus (1804-1852), aber auch viele Unikate wie z.B. eine Stadtansicht von August Merz vom 25. Mai 1848, die er mit „August Merz, stud. theol.“ bezeichnet hat; eine aquarellierte Miniatur des Nürnberger Kunstgewerbschulenleiters August Reindel und ein anonymes Aquarell von ca. 1830, das die Silhouette der Stadt von der Wackelbrücke aus zeigt. Extrem selten dürfte auch ein auf Pergament verfasstes Willkommenslied für Ludwig I. und seine Mutter Therese sein, das ihm am 27. August 1829 vom „Chor der Jungfrauen“ dargebracht wurde und das eine Rothenburger Vedute in der Art von Gustav Kraus zeigt. Die einzige Ansicht von Bettenfeld aus dem 19. Jahrhundert von Johann Eberhart (1813-1902) findet sich ebenso in der Kollektion wie Lithographien von Paul Hey, der seine Rothenburger Ansichten kurioserweise häufig seitenverkehrt anlegte und ein Aquarell von Edward Harrison-Compton mit der Jakobskirche aus nordöstlicher Ansicht.
Nun handelt es sich bei der Sammlung Berge keineswegs um eine reine Rothenburg-Sammlung. Der größere Teil umfasst die Orte des Taubertals und ihren Umgriff in einer Komplexität, Qualität und Vollständigkeit, wie sie wohl bisher noch nicht zusammengetragen wurde. Erwähnt seien pars pro toto nur die Werke von G.J. Gisser (Markelsheim, Tauberbischofsheim), die Zeichnungen und Pastelle von Fritz Wucherer (1873-1948) (haupts. Wertheim) und einige extrem seltene Kupferstiche und Lithographien von Wertheim (von Caspar Merian, Fr. Mayer, Chr. Faber).
Immer wieder hatte der Sammler dem Reichsstadtmuseum in der Vergangenheit bereits wertvolle Objekte geschenkt. Dabei sticht das große Panorama von Josef Ruep von 1936 besonders heraus, welches inzwischen zu einer unverzichtbaren visuellen Quelle für die Bebauung außerhalb der Stadtmauer geworden ist. Zusammen mit der Postkartensammlung, die Klaus Berge bereits vor einigen Jahren dem Reichsstadtmuseum geschenkt hat, kann die Stadt Rothenburg nun zu Recht den Anspruch erheben, die profundeste und qualitätvollste Sammlung zum Thema Taubertal in seinen Mauern zu beherbergen.
Sonderausstellung „Die Tauber. Ansichten einer idyllischen Flusslandschaft aus der Sammlung Klaus Berge“ vom 14.10.-30.12.2018, geöffnet täglich von 9.30 – 17.00 Uhr im Oktober, sonst 13-16 Uhr; während der Zeit des Weihnachtsmarkts 10-16 Uhr
Flugschriften der Reformation als Medienereignis
1554 gelangte mit der Bibliothek des ansbachisch-markgräflichen Kanzlers Georg Vogler mit 58 Bänden eine der bedeutendsten Flugschriftensammlungen in Rothenburger Besitz. Ihre Inhalte zu vermitteln und die Umwälzungen der Medienlandschaft des frühen 16. Jahrhunderts darzustellen, hat sich das Reichsstadtmuseum mit dieser Sonderausstellung zur Aufgabe gemacht.
Die theologischen Inhalte waren breit gestreut. Rechtfertigungslehre, Papst- und Kleruskritik, kontrastierende Darstellungen evangelisch-biblischer und römisch-katholischer Lebens waren die Hauptthemen. Dabei sollte weniger Wissen vermittelt als Meinung zum Zweck der Überzeugung propagiert werden.
Auf welchem Weg dies geschah, ist bis heute noch nicht vollständig geklärt. Sicher gab es damals humanistisch aufgeklärte Diskussionszirkel wie der um Willibald Pirckheimer (1470-1530) in Nürnberg, in denen diese Blätter gelesen und diskutiert wurden. Durch den großen Kreis der Analphabeten (ca. 90% der Gesamtbevölkerung) müssen aber auch an Formen mündlicher Vermittlung in Betracht gezogen werden wie z.B. Predigten, Vorlesen im privaten Kreis oder propagandistische Reden im öffentlichen Raum.
Auch für Rothenburg sind einige Fakten hierzu überliefert. In der zeitgenössischen Chronik des Thomas Zweiffel wird anschaulich geschildert, dass aus einem konspiratorischen Intellektuellenzirkel heraus die protestantische Botschaft in große Teile der Bevölkerung getragen wurde. Darunter befanden sich einige Ratsherren, theologisch gebildete Personen, aber auch Cuntz Kern, der buchtrucker. Dies ist umso bedeutsamer, da Zweiffel darüber hinaus erwähnt, dass die Thesen Karlstadts in Rothenburg selbst hie gestellt, geschriben, getruckt und ausgetragen wurden. Predigten und Reden fanden an vielen Orten und zu allen Zeiten statt: am markt, in gassen, uff den kirchhofen und anderen enden … predigten und sagten einander sölich new materien, was sie dero in buchern hetten, lasen und wisten.
Wie sehr die katholische Kirche nicht nur als religiöse Instanz, sondern auch als Machtinstitution ins Kreuzfeuer geriet, lässt sich leicht daran ablesen, dass die im Zuge der zunächst religiös gemeinten Attacken auf die Autoritäten bald in Handgreiflichkeiten in Form des Bauernkriegs umschlugen.
Verlängert bis 31.12.2018!
Im Museum an der Kasse erhältlich oder via mail bei uns bestellen!
Rothenburg ob der Tauber kann auf eine facettenreiche und wechselhafte Geschichte zurückblicken. Die Wurzeln der Stadt reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Mit ihren Texten und anhand zahlreicher Abbildungen machen die Autoren Vergangenes wieder sichtbar und begleiten den Leser auf seiner Reise durch mehr als tausend Jahre fesselnde Geschichte.
752 S., 32 Farbtafeln, 124 s/w-Abb., gebunden mit Schutzumschlag.
Preis: 39,95 EUR
ISBN 978-3-8062-2962-2
Die „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm sind das weltweit erfolgreichste Buch der deutschen Kulturgeschichte. Die Erzählungen z.B. von Schneewittchen, Aschenputtel, Hänsel und Gretel beschreiben zeitlos archetypische Lebenssituationen von Kindern, die bis heute gültig sind.
Deswegen wurden sie um die Wende zum 20. Jahrhundert auch interessant für Zeitungs- und Journalverleger. In verknappter Form, aber mit oft aufwändigen Holzschnittdarstellungen, wurden besonders spannende oder typische Erzählstellen herausgegriffen und illustriert, zum Teil mit schablonierten Kolorierungen oder besonders künstlerischen Darstellungen.
Diese Bandbreite versucht die kleine Ausstellung darzustellen. Eine Leihgabe aus privater Hand machte diese Sonderschau erst möglich.
Sie wird vom 31.10.2016 – 28.02.2017 in der Galerie des Reichsstadtmuseums von 13 – 16 Uhr (während der Weihnachtsmarktszeit von 10 – 16 Uhr) zu sehen sein.
08. Mai – 28. August 2016
Der Trierer Maler Peter Philippi gibt auch heute noch viele Rätsel auf. Seine Biographie ist zwar relativ gut erforscht, doch was ihn letztlich zu seinem Malstil brachte, wissen wir nicht. Seine Bilder als konservativ zu bezeichnen, wäre zu kurz gegriffen. Philippi holt mit seiner Malweise und den dargestellten Themen Lebenswelten zurück, die zu seiner Zeit längst vergangen oder überholt waren. Zur Zeit des Nationalsozialismus erfuhr er daher große Anerkennung, weil die Gemälde bäuerlich-biederes Kleinstadtleben zeigten, die sich gut in die Blut-und-Boden-Ideologie des III. Reichs fügen ließen. Dabei war der Maler keineswegs glühender Nazi, sondern spottete eher über das falsche Pathos der Machthaber.
Schon bald nachdem er im Jahr 1906 von Trier nach Rothenburg o.d.T. gezogen war, galt er als der ungekrönte Malerkönig der Tauberstadt. Das vielzitierte Bonmot auf die Frage, warum er keine eigenen Bilder in seiner Wohnung aufhänge mit den Worten beantwortete: „Einen Philippi kann ich mir nicht leisten“, sagt viel über sein Selbstbewusstsein. 1926 ernannte ihn der Freistaat Bayern zum Professor. Zu seinen runden Geburtstagen überschlugen sich die prominenten Gratulanten, der Höhepunkt seiner künstlerischen Anerkennung war die Verleihung der Goethe-Medaille 1941.
Zu seinem 150. Geburtsjahr werden erstmals seit langem eine große Anzahl seiner Ölbilder zu sehen sein, die in dieser Anordnung noch nie ausgestellt waren; Skizzen zeigen den Entstehungsprozess der Sujets.
Sonderausstellung vom 14.06. – 30.08.2015
Diese Sammlung von über 1.200 Ansichtskarten mit den Schwerpunkten Rothenburg, Creglingen, Schillingsfürst, Weikersheim, Bad Mergentheim, Tauberbischofsheim und Wertheim deckt grosso modo das Gebiet an der Tauber und mit Ortschaften wie z.B. Uffenheim, Aub oder Niederstetten auch Hohenlohe – Franken ab und ist damit für die Region sicherlich in seiner Rarität einzigartig, zumal der größte Teil vor oder kurz nach 1900 entstanden ist. Für viele Ortsansichten (z.B. Gebsattel, Insingen, Leuzenbronn, Herrnwinden etc.) sind diese Postkarten die einzigen Veduten aus dieser Zeit und damit die einzigen verlässlichen historischen Bildzeugen.
Nachdem das Versenden von Postkarten mehr und mehr aus der Mode gerät, steigt der Wert dieser alten Ansichten nicht nur im historischen, sondern auch im pekuniären Sinn. So kosten seltene Ansichtskarten inzwischen über 200 EUR und mehr! Der Reiz der Sammlung liegt aber nicht nur in der Seltenheit einiger Ortsansichten. So finden sich darunter z.B. sehr seltene Vorläuferkarten aus Rothenburg (ab 1886), einige seltene Scherzkarten aus Rothenburg und Bad Mergentheim, zahlreiche seltene lithographische Karten aus Rothenburg, frühe Ortsansichten nach Fotografien, einige Original-Fotografien nach besonderen Ereignissen in der Region (z.B. Brand, Überflutungen) und sogar einige handgezeichnete Ansichtskarten von Rothenburg, also Unikate!
Natürlich wird diese einzigartige Sammlung nicht (nur) in Passepartout hinter Glas zu sehen sein, dazu ist sie viel zu umfangreich. Der Besucher soll Gelegenheit erhalten, sich über einen Touchscreen seinen Lieblingsort auszusuchen und dann die Veduten auf den Bildschirm stark zu vergrößern. Darüber hinaus ist eine DVD mit allen 2.148 Fotos zum Preis von 9,90 EUR an der Kasse erhältlich!
Großer Galerieraum im Reichsstadtmuseum, 19 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr
Bernhard Gehringer stellt in einer szenischen Lesung sein Werk „Die verschnürten Briefe – Geschichte einer Jugendliebe“ vor.
Das gleichnamige Buch beinhaltet Briefe seiner Eltern in der Zeit von 1939 bis 1947. Es gibt zum einen umfassenden Eindruck, wie sich nationalsozialistisches Gedankengut langsam in die Mentalität der Menschen fraß und sich bis zum bitteren Ende (manchmal darüber hinaus) dort hielt. Zum anderen bietet es zeitgeschichtliche und gesellschaftshistorische Einblicke, die Staunen und Überraschung ob der damaligen Geschlechterrollen hervorrufen – und nicht zuletzt eine bittersüße Liebesgeschichte beinhaltet.
Die Lesung dauert ca. 1,5 Stunden, in der Pause werden kostenfrei Getränke angeboten.
Der Eintritt ist frei, eine kleine Spende wird erwartet.
Sonderausstellung vom 21.03. – 17.05.2015
Eine der wichtigsten Stadtansichten Rothenburgs ist ein Kupferstich, der vor genau 400 Jahren, im Jahr 1615, geschaffen wurde. Schon damals erschien er seinen Zeitgenossen so bedeutend, dass Sebastian Dehner ihn in seiner Chronik erwähnt, und zwar ausdrücklich „wie solches der Augenschein von Rotenburg ausweist“. Das bedeutet, dass er nicht nach anderen Vorlagen kopiert worden war, sondern durch eigene Anschauung entstand – was damals durchaus nicht selbstverständlich war.
Ungewöhnlich ist auch, dass wir den Urheber dieses Stiches kennen. Er hat am Fuß der Darstellung und dennoch an zentraler Stelle seinen Namen und seinen Beruf eingraviert: „Hans Meichsner, Schifter“. Hans Meichsner ist am 24. Februar 1592 als Sohn des Büchsenschäfters Caspar Meichsner und seiner Frau Ursula geboren. Er war der Zweitgeborene von insgesamt fünf Kindern. Der Vater, Caspar Meichsner, führte – für einen Handwerker damals ungewöhnlich – ein Wappen. Jugend und Werdegang des jungen Hans ist unbekannt. Vermutlich wird er bei seinem Vater das Handwerk des Büchsenschäfters gelernt haben. Ob, wann und wo er vielleicht seine Gesellenjahre absolvierte, liegt ebenfalls im Dunkel. Wahrscheinlich kam er durch die Ausübung seines Handwerks, dem Schnitzen von aufwändigen Gewehr- und Pistolenkolben (die auch oft ornamentale und figürliche Darstellungen beinhalteten) zur grafischen Kunst.
Außer durch seinen epochalen Kupferstich von 1615 ist Meichsner nur noch durch wenige Werke in Erscheinung getreten. 1617 porträtierte er den berühmten Organisten und Komponisten Erasmus Widmann, der seit 1613 in Rothenburg als Präzeptor und Kantor tätig war. 1625 fertigte er den Titelkupfer zur „Arithmetica practica“ seines jüngeren Bruders Georg an, bei dem sich unter seinem Porträt eine weitere kleine Stadtansicht erhalten hat. Zu dieser Zeit war Meichsner wohl schon mindestens zehn Jahre verheiratet und in Rothenburg als Meister ansässig; das Bürgerrecht erwarb er am 16.03. 1615. Ab 1616 werden in rascher Folge sechs seiner insgesamt acht Kinder geboren. Sein letztes Kind, Anna, kommt am 24. Juli 1633 zur Welt und zwar „posthuma“, d.h. erst nach seinem Tod. Am 10.02.1633 wurde Hans Meichsner beerdigt.
Von seinen gefertigten Feuerwaffen hat sich angeblich eine Büchse im Armeemuseum Ingolstadt erhalten. Da die Meichsners die Büchsenschifter-Tradition über viele Generationen hinweg beibehielten, ist es nicht verwunderlich, dass auch das Reichsstadtmuseum eine Büchse von Hans Wendel Meichsner (Enkel von Hans Meichsner) besitzt (Original im Ostkreuzgang ausgestellt).
Neben dem Kupferstich von 1615 werden aber auch andere Stadtansichten des 16. und 17. Jahrhunderts präsentiert, die zum einen die Qualität Meichsners hervorheben, zum anderen auch seine Vorbildfunktion eindringlich vor Augen führen. So ist der berühmte Merian-Stich von ca. 1640 eindeutig von dem Vorbild von 1615 inspiriert – inklusive einiger Missverständnisse. So hat Merian an der Nordseite des Burggartens ein Gebäude mit Dach hingesetzt, wo Meichsner nur einige undefinierte Striche platziert und vermutlich nur einen Mauerzug angedeutet hatte. Dies hat sich hartnäckig bis zu der in die Gegenwart hineinreichenden, leicht verwegenen Theorie geführt, dort könne die „Kemenate“ der Burg gestanden haben.
Noch mehr umstritten dagegen ist eine andere Darstellung Rothenburgs aus dem 17. Jahrhundert: die sogenannte „Contrafactur der Reichsstat Rotenbvrg vff der tauber“. Die Datierung dieser Vedute reicht von 1580 bis 1650, über den Urheber wird bis heute gerätselt. Dabei ist sie in Präzision und Fülle dem Meichsner-Stich ebenbürtig, ist allerdings als Holzschnitt im Detail manchmal etwas gröber ausgefallen. Allen Darstellungen ist zu eigen, dass sie zum Vergleich mit der heutigen Situation herausfordern. Neben den mutwilligen Zerstörungen (Dominikanerinnenkirche, Michaelskapelle, Franziskanerkloster) und den Verlusten durch Witterung oder Bildersturm (Kreuzweg) sind auch Veränderungen der Neuzeit zu registrieren: Wo einst das Refektorium des Franziskanerklosters die Burggasse überspannte – wegen der langen Unterführung auch „Höhl“ oder „Höll“ genannt – ist heute freier Blick ins Tal. Und wo an der Westseite der Stadt damals nur ein kleiner Turmstumpf zu sehen war, liegt heute breitgelagert das Burghotel.
Sonderausstellung vom 23.11.2014 – 28.02.2015
Spielzeug – ein Kulturzweig verarmt
Seit das Spielzeug- und Puppenmuseum in Rothenburg bedauerlicherweise seine Pforten schließen musste, ist der Themenbereich „Kind“ nicht mehr vertreten. Durch rückläufige Geburtenzahlen geht auch mehr und mehr das Wissen verloren, wie die Kinderwelt noch bis vor 50 Jahren das Leben bestimmt hat. Kaum ein historisches Foto von Rothenburger Häusern und Gassen, auf dem nicht mindestens eine kleine Kindergruppe beim Spiel oder bei anderen Tätigkeiten zu sehen ist. Auch der Bau von Luitpold- und Topplerschule sind nur ein Symptom, dass die Alterspyramide um die Jahrhundertwende noch ganz anders aussah. Das Reichsstadtmuseum verfügt über einen reichen Schatz an „Kindersachen“ – nicht nur Spielzeug, sondern auch Schulutensilien, Werkzeug, Fahrzeuge und vieles mehr. Älteste Objekte sind neben einigen Kinderporträts des frühen 18. Jahrhunderts die im Barock überaus populären „Bock“-Spiele (datiert 1723 und 1746), die auf einem bemalten Muldenbrett mit Spielsteinen und Karten gespielt wurden – das Monopoly des 18. Jahrhunderts.
Spielzeug – das Medium des Kindes zur Nachahmung der Erwachsenenwelt
Bis ca. 1900 bildete das Spielzeug noch die Welt der Erwachsenen nach. So sollten die Kinder spielerisch in ihre spätere Rolle hineinwachsen, die Mädchen als Ehefrau und Mutter, der Junge als Soldat, als Haushaltsvorstand, als Techniker oder als Unternehmer. Erst die Erkenntnisse Pestalozzis und Fröbels, dass Kindsein ein ganz eigener Lebensabschnitt mit eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen ist, brachte auch eine Veränderung in der Spielewelt mit sich. Und auch damals gab es schon sehr modernes Spielzeug wie z.B. die funktionsfähige Dampfmaschine in Kleinformat oder das Diorama, ein mit Petroleumlicht betriebener Diaprojektor, über den mit auf Glasstreifen aufgebrachte und an die Wand geworfene Bildchen Märchen erzählt, moralische Lehren erteilt oder sogar Aufklärung betrieben wurde. Standesgemäß gab es sogar schon Babyrasseln aus Silber und Elfenbein, und dies nicht nur im Ancien Regime, sondern auch im 19. Jahrhundert.
Eltern, die sich derart teuere Geräte nicht leisten konnten – und das dürfte die Mehrheit gewesen sein – schenkten ihren Kindern zu Weihnachten oder zum Geburtstag kleinere Puppen, holzgeschnitzte Pferdchen oder Zinnfiguren; oder man bastelte sich selbst einfache Dinge zurecht: hölzerne Kreisel, die mit Peitschen angetrieben wurden, einfache Stechschlitten oder Springseile.
Spielzeug als Manipulationsobjekt im Interesse der Macht
Aus heutiger Sicht sehr makaber mutet ein kleines, zylindrisches, rot gefärbtes Holzteil an: das Miniatur-Modell einer Spielzeug-Fliegerbombe aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sollte schon die Kleinsten auf den „Totalen Krieg“ einstimmen.
Sonderausstellung vom 24.11.2013 – 02.02.2014
Als Georg Wilhelm Wanderer am 25.09.1803 geboren wurde, war Rothenburg gerade bayerisch geworden. Zwar hat er die unmittelbaren politischen Verwerfungen dieser Zeit nicht miterlebt, doch dürften die napoleonischen Kriege, die Zerstörungen in der Altstadt und das Hungerjahr 1816/17 prägend für seine Jugend gewesen sein. Vielleicht hatte er Kontakt zu Gustav Kraus (1804-1852), einem anderen hochbegabten etwa gleichaltrigen Künstler in Rothenburg. Beide sind sehr früh durch reife Werke aufgefallen. Bei Wanderer ist es das kleine, aber sehr präzise Porträt von einem Jugendfreund, das er im Alter von 20 Jahren angefertigt hat. Das winzige Aquarell zeigt einen jungen Mann namens Wilhelm Klett, der 1823 Burschenschaftler in Erlangen war und später praktischer Arzt in Rothenburg wurde.
Es ist erstaunlich, dass Wanderer schon am 28.09.1820 in München an der Kunstakademie eingeschrieben war, das Matrikel listet ihn mit Alter: 16 auf in der Klasse der Historienmalerey. Offensichtlich hat Wanderer aber in der Folge sich sehr schnell dem Sujet „Bildnis“ zugewandt, denn außer einigen wenige Genrebildern sind ausschließlich Porträts von ihm bekannt. Über seine Lehrer im Kunstbetrieb erfahren wir nichts, auch nicht sehr viel über seine sonstigen Lebensumstände. Lediglich seine Heirat im Mai 1828 mit einer Schweinauer Bürgerstochter ist verbrieft, sein Sohn Friedrich (1840-1910) wird später selbst ein guter Porträtist werden. Ansonsten kann man sich nur anhand der datierten Werke durch seine Biographie hangeln und erfährt von seinem Tod in Nürnberg am 2. August 1863 in Nürnberg.
Seine Porträts sind alle in typischer biedermeierlicher Manier gemalt: meist Halbfigur oder Brustbilder, präzise bis in die letzte Augenfalte aufgebaut, farblich stimmig gestaltet. Dabei hat er sicherlich den einen oder anderen Makel kaschiert oder weggelassen. Das Gros der Bilder dürften Auftragsporträts gewesen sein, denn es sind nur sehr wenige Abbildungen einfacher Leute überliefert. Seinen Wirkungskreis hatte Wanderer demzufolge auch dort, wo das Establishment genügend finanzielle Mittel besaß, um sich ein Porträt leisten zu können: in München, Augsburg und Nürnberg. Trotzdem kehrte er immer wieder in seine Heimatstadt zurück, denn neben dem 1836 gemalten Bildnis des Georg Philipp Nusch entstanden Ende der 40er Jahre Gemälde Rothenburger Bürger wie z.B. von Johann David Wilhelm von Winterbach oder von dem Zinngießermeister Johann Georg Michael Günzler und seiner Frau. Daneben existieren viele Bilder mit Darstellungen unbekannter Personen, was kaum verwundert. Denn der Auftraggeber kannte ja sein eigenes Konterfei, die Erben hielten eine Beschriftung nicht für nötig und irgendwann, in der dritten oder vierten Nachfolgegeneration, ging das Wissen um die Identität der Gemalten verloren. Uns bleibt heute die hohe malerische Qualität der Porträts mit vielerlei Informationen über die Mode und das Selbstverständnis der Gesellschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Sonderausstellung im Reichsstadtmuseum vom 7.7. – 8.9.2013
Depot – das klingt zunächst einmal nach einem muffigen, staubigen und dunklen Raum, in dem man Gerümpel oder bestenfalls ausgesonderte Gegenstände aufbewahrt. Woher sollen da die „Schätze“ kommen? Natürlich gibt es etliche Objekte, die es kurzfristig wohl nicht in die ständigen Schausammlungen schaffen werden, die zwar kulturhistorisch bedeutsam, aber eben einfach nicht so publikumswirksam sind. Dennoch können sie in der Zukunft sehr wichtig werden. Das erklärt überhaupt die Existenz des Depots: Dinge zu sammeln, die kommende Generationen als repräsentativen Teil einer vergangenen Epoche empfinden werden.
Dieses Schicksal wurde exemplarisch dem neugotischen Altarretabel der Spitalkirche zuteil: als man es 1953 ins Museum verbrachte, war die Neugotik eine verfemte Epoche. Überall – selbst im Würzburger Dom – hat man Kunstgegenstände aus der Zeit zwischen 1840 und 1890 radikal entfernt, deponiert, schlimmstenfalls sogar zerstört. Die Werke dieser Ära galten als epigonenhaft und kitschig. Inzwischen hat man aber deren Qualitäten wiederentdeckt. Die Glasmalerei zum Beispiel zeigt eine Qualität, wie sie keine Zeit vorher erreichte oder nachher wieder erreicht hat. Das Retabel aus Hl. Geist wurde 1861 vom Kunstmaler Georg Eberlein aus Nürnberg geschaffen und für immerhin 1.640 Gulden angekauft. Das Triptychon – so nennt man einen dreiflügeligen Altaraufbau – zeigt im Zentrum Christus am Ölberg, im linken Flügel ist Johannes der Evangelist, im rechten der Hl. Bartholomäus zu sehen, beide Apostel sind Titularheilige des Altars. In dieser Epoche war der Gedanke der „Regotisierung“ wirkmächtig durch Carl Alexander von Heideloff nach Rothenburg getragen worden. So sehr eiferte man dem gotischen Ideal nach, dass manches in Ausgestaltung und schmuckhaftem Formenschatz über die Ausprägungen des Mittelalters weit hinausging und damit etwas völlig Neues geschaffen wurde.
Manche Dinge in der Sonderausstellung mögen etwas banal für die Bezeichnung „Schatz“ sein, so wie das einfache hölzerne Gestell eines Kinderwagens aus der Zeit um 1900. Doch das Etikett zeichnet das Gefährt als Produkt der Rothenburger Firma Heinrichmeyer und Wünsch aus, von der nicht mehr viele Exemplare existieren dürften. Herr Baumann, der größte Sponsor des Museums, hat es den Sammlungen übereignet. Aber diese Pretiose ist nicht die einzige, der dem Dunkel des Depots entrissen wurde. Seltene Ölbilder und Zeichnungen, die noch nie gezeigt wurden, kunsthandwerkliche Objekte oder das riesige Buch des „Hortus Eystettensis“ sind nur einige Beispiele hochwertiger Dinge, die sich dem staunenden Besucher erschließen.
Die Ausstellung verfolgt mehrere Ziele: Zum einen ist es schlicht eine Rettungsaktion: das Depot wird von Lindan und Schimmel bedroht, was nicht nur gesundheitlich bedenklich ist, sondern auch den Exponaten großen Schaden zufügen kann. Mit dieser Diagnose entfällt auch die Idee, das Depot für Aktionen eventuell „begehbar“ zu machen. Somit müssen also die wichtigsten Dinge gereinigt und restauriert werden und dürfen zunächst einmal nur separat gelagert werden. Zum anderen soll dem Besucher bewusst werden, dass das Gezeigte nur einen Bruchteil der Bestände des Museums darstellen. Die „Fassadenkultur“ Rothenburgs aufzubrechen, sei ein weiteres Ziel, zu zeigen, dass hinter den Kulissen die echte Geschichte der Stadt schlummert. Und nicht zuletzt verspricht man sich eine lebhafte Diskussion, ob nicht das eine oder andere Kunstwerk jetzt ständig zu sehen sein sollte. Die Zeichnungen von Toby Rosental (1865) oder der Kupferstich von Hans Meichsner (1615) sind solche Kandidaten, weil sie für die Stadtgeschichte von erheblicher Bedeutung sind.
Die Sonderausstellung ist täglich von 9.30 – 17.30 geöffnet.
Sonderausstellung vom 30. September – 2. Dezember 2012
Vor 250 Jahren, im Jahr 1762, erschien ein Serie von 18 Kupferstichen mit Motiven der Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber. Der Urheber, Johann Friedrich Schmidt (ca. 1730-1785), war bis dahin nur als Porträtist des Rothenburger Patriziats in Erscheinung getreten. Meist hatte er sich begnügt, vorhandene Ölbilder zu kopieren, doch mit seiner Reihe von Stadtansichten machte er sich unsterblich. Schmidts Veduten sind bis heute die zuverlässigste Quelle über das Aussehen der Stadt in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Das genaue Aussehen der Michaelskapelle und der Marienkapelle wären sonst völlig unbekannt geblieben.
Die Ausstellung zeigt die Stadtansichten in vollständiger Serie, vergleicht sie mit weiteren Stadtansichts-Serien und heutigen Fotografien aus gleicher Perspektive und präsentiert bisher nicht gezeigte Schätze des Museums und des Archivs.
Täglich geöffnet von 9.30.-17.30 Uhr (ab 1.11. von 13-16 Uhr)
Sonderöffnungen und -führungen:
Donnerstag, 1. November, 18-20 Uhr: Abendöffnung
Dienstag, 20. November 19 Uhr: Sonderführung
Samstag, 1. Dezember 18-20 Uhr: Abendöffnung
Samstag, 1. Dezember 19 Uhr: Sonderführung
Sonderausstellung vom 04.12.2011 bis 10.01.2012
Modeln herzustellen und abzuformen ist eine seit Tausenden von Jahren existierende serielle Produktionstechnik. Die Möglichkeit, viele identische plastische Objekte herzustellen, reizte die Menschheit schon immer.
Eine besondere Blüte erlebte dieser Kulturzweig in den letzten 500 Jahren, als mit dem erstarkenden Bürgertum eine ungeheuere motivische Bandbreite aus allen Bereichen des Lebens entstand. Berufs-, Stände-, Spott- und gesellschaftliche oder religiöse Themen wurden dabei ebenso aufgegriffen wie die Verwendung als didaktisches oder rein dekoratives Medium.
Das Reichsstadtmuseum zeigt zum ersten Mal in einer großen Schau die Modeln aus Depotbestand mit denen der Stiftung Baumann, insgesamt über einhundertfünfzig Motive. Sie reichen von der einfachen Tragant- und Marzipanmodel über Berufsdarstellungen wie Fischer, Bauer oder fahrende Händler bis hin zu beißenden ironischen Darstellungen wie z.B. dem Themenkreis „Alter Mann – junge Frau“.
Aus dem Markgrafenmuseum in Ansbach (Sammlung Mödlhammer) stammen einige besonders interessante Motive mit ätzender gesellschaftlicher Kritik. Hier wird ein „Spanner“ verhöhnt, dort ein Mönch, der die Sünde, die er mit einer Frau begeht, gleich wieder absolviert.
Geöffnet täglich von 13-16 Uhr, während der Zeit des Rothenburger Weihnachtsmarktes (3.12.-23.12.) auch von 10-16 Uhr. Heiligabend und Silvester geschlossen. Zur Ausstellung erhalten Sie eine Bilder-CD mit Fotos von allen 150 Holzmodeln gegen eine Gebühr von 10,00 EUR.
Sonderausstellung vom 01.04. – 17.06.2012
In einem kleinen Seitenkabinett des Reichsstadtmuseums entdeckt der aufmerksame Besucher fünf relativ kleinformatige Ölbilder. Sie sind eher unauffällig, um nicht zu sagen düster, und stehen damit in starkem Kontrast zu den oft heimeligen und weichgezeichneten Stadtansichten anderer Rothenburg-Maler. Wenn man sich aber auf sie einlässt, eröffnen sie dem Betrachter neue Perspektiven der Rothenburger Kunstgeschichte.
Curt Agthe, der Maler dieser Bilder, wurde am 28. Juli 1862 geboren und sein 150. Geburtsjahr wird nun zum Anlass genommen, eine kleine, aber feine Rückschau mit seinen Bildern zu wagen. Wenig ist bekannt über ihn. Das berühmte „Thieme-Becker-Künsterlexikon“ listet nur einige dürre Daten auf: Als Kurt Friedrich Coelestin Agthe kam er in Berlin als Sohn eines Klavierbauers zur Welt. Von seinem Vater hat er wohl einen Gutteil seines musikalischen Talents geerbt, denn er spielte ganz passabel Geige. Wie er allerdings zur Malerei kam, ist unbekannt; sein Lehrer an der Berliner Akademie war Professor Max Michael, der vor allem durch seine biedermeierhaften Genrebilder bekannt geworden war. Von mindestens 1891 bis 1939 war Agthe Mitglied im Verein Berliner Künstler. In mehreren bedeutenden Kunstausstellungen um die Jahrhundertwende waren seine Werke zu bewundern. 1943 wird er in Berlin auf dem Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde II in der Bergmannstraße beigesetzt.
Genauso wie vieles in seiner Biographie bleibt die Beziehung zu Rothenburg im Dunkeln. 1887 ist Agthe bereits zum ersten Mal in der Tauberstadt, wie ein kleinformatiges Ölbild beweist. Die anderen Rothenburg-Bilder sind erst in den zwanziger Jahren des 20. Jhds. entstanden. Sie zeigen erstaunlicherweise nicht die „populären“ Ansichten der Stadt wie z.B. das allgegenwärtige Plönlein, das monumentale Rathaus oder einen imposanten Stadtturm, sondern sehr versteckte Ecken und Winkel, in die sich kaum je ein Einheimischer verirrt. So mag die Partie an der Eich noch eine helle und luftige Aussicht bieten (diese wird aber gar nicht gezeigt, sondern der ehe enge Weg nach Süden), doch der düstere Innenhof eines Handwerkerhauses oder der im Nichts endende Weg des Fuchslochs sind doch sehr sperrige Kunststücke, die kaum ein Künstler vor oder nach ihm zu porträtieren wagte. Und selbst wenn er einmal eine konventionelle Vedute wählt wie den Röderturm, so presst er ihn in ein ungewöhnliches Querformat und stutzt damit die vermeintliche Reichsstadt-Herrlichkeit auf ein Miniaturmaß herunter.
Dabei war Agthe kein Maler, der ständig nach sinistren Orten suchte. Er war sicherlich sehr gesellig, das beweist schon der Eintrag in das Besucherbuch des ehemaligen Rothenburger Oberbürgermeisters Fritz Liebermann, wo er sich am 30. Oktober 1923 zusammen mit Hans Prentzel und einem befreundeten Ehepaar einträgt und dabei inschriftlich einen „Circulo Italiano“ gründet.
Bei aller Wertschätzung der Kunst Agthes wäre mit den wenigen Werken des Reichsstadtmuseums diese Rückschau etwas mager ausgefallen. Und so ergab ein glücklicher Umstand, dass einige Leihgeber die Palette des Künstlers stark erweitern konnten. Allein 14 Bilder kommen aus Pappenheim, wo ein Sammler die Werke Agthes sehr schätzte und bei dem auch biographische Überschneidungen mit denen seiner Verwandten festzustellen sind. Ein weiterer Conaisseur aus Berlin bereichert die Sonderschau um 18 Gemälde, ein Porträt Agthes wird ausgeliehen und auch aus Rothenburg geben Sammler einige Werke dazu.
(Dank an Dr. Jörg Kuhn aus Berlin für Informationen und Abbildung)
Zum dritten Mal öffnet das Reichsstadtmuseum für eine „Lange Nacht“ die Pforten! Entdecken Sie das ehemalige Dominikanerinnenkloster in einem ganz neuen Licht. Alle Räume sind geöffnet, genießen Sie das Ambiente – und das zum ermäßigten Preis!
Neben einer außergewöhnlichen Illumination finden Sie ein vielfältiges Programm:
19 / 21 Uhr: – Filmvorführung „Die Christel von der Post“ (mit Hardy Krüger, Claus Biederstaedt u.a.) In großen Teilen 1956 in Rothenburg gedreht. Und ein weiterer Überraschungsfilm.
Ab 19 Uhr: Die Historiengruppe „Rothenburger Aufgebot 1470“ stellt mittelalterliches Leben nach:
- Feldschmiede:Der Feldschmied zeigt die Schmiedekunst des Mittelalters mit historischen Werkzeugen und Esse
- Zweikämpfe: Der Hauptmann zeigt in zeitlichen Abständen Kampfkunst und -technik eines mittelalterlichen Schwertkämpfers
- Zeitstation: Hier kann sich der Besucher rüsten lassen. Ihm werden Rüstungsteile angelegt und hautnah erfahren, welch schwere Last ein Ritter trug.
- Küche: die Küche bereitet mittelalterliche Speisen zu.
- Waffenknecht: Hier erfährt der Besucher alles über Waffenanarten, von der Helmbarte bis zum Schwert.
- Sarwürker: Er zeigt und erklärt die mühsame Arbeit, wie ein Kettenhemd entstand.
Lassen Sie sich von unseren kulinarischem Angebot verwöhnen: Kanapees und eine Getränkeauswahl runden das kulturelle Erlebnis ab!
Tipp: Besuchen Sie auch das Rothenburger Spielzeug- und Puppenmuseum! Auch dort wird es eine „Lange Nacht“ geben!